iPhone – die echten Tests

Die ersten „Tests“ kamen von vier Apple-Fanboys, die Steve Jobs persönlich ausgewählt hatte. Und sie schrieben, was von ihnen erwartet wurde. Inzwischen gibt es andere Meinungen.

Wir wissen jetzt, dass die Akku-Laufzeit nur halb so gut ist wie von Apple behauptet und den Fanboy-Schreibern brav nachgeplappert. Neugierige haben das iPhone zerlegt und dokumentiert, dass die Akku-Kontakte direkt an die Platine gelötet sind. Der absehbare Austausch (eher früher als später bei einem so multilfunktionalen Gerät) muss daher bei Apple erfolgen, kostet 79 $ plus 7 $ für den Versand. Er ist mit einer kompletten Datenlöschung sowie mehreren Tagen ohne iPhone verbunden.

Die Bluetooth-Funktionalität erwies sich als in höchstem Maße verkrüppelt. Der einzige verfügbare Bluetooth-Dienst verbindet mit Headsets. Datenaustausch, Drucken per Bluetooth oder gar die Handy-Nutzung als Modem sind nicht drin. Das A2DP-Profil für Stereo-Kopfhörer glänzt ebenfalls durch Abwesenheit. Und nicht einmal eine Bluetooth-Tastatur ist zu nutzen.

Einen besonders gründlichen Test nahmen Sascha Segan und Tim Gideon für PC Magazine vor. Sie kamen zum Schluss, dass das iPhone ein wirklich guter iPod ist, aber nur ein ziemlich mäßiges Mobiltelefon.

Der Web-Browser erwies sich als ausgesprochen gut für HTML-Seiten, wenn auch weit entfernt von der Desktop-Erfahrung. Die versprochene Web-2.0-Erfahrung blieb aus, zumal Flash sowie Java fehlen.

Die Bildschirmqualität stuften die Tester höher ein als bei jedem anderen Smartphone. Höchstes Lob vergaben sie für das iPhone als Medienplayer, hier habe Steve Jobs sein Versprechen des besten iPods aller Zeiten gehalten. Die Touchscreen-Bedienung konnte das Scrollwheel mehr als ersetzen.

Die Kamera nannten Segan und Gideon eine „Dummy-Kamera“. Sie bietet 2 Megapixel, aber keine Optionen. Nicht einmal veschiedene Auflösungen, Kompressionsstufen - von Weißabgleich, Aufofokus oder Programmen für verschiedene Aufnahmesituationen ganz zu schweigen. Das Interface lässt nur zwei Entscheidungen zu – knipsen oder nicht knipsen.

Richtig erschreckend aber hört sich an, was über die Komponente „phone“ zu vernehmen ist. Die Sprachqualität erwies sich als schlechter als bei jedem High-End-Gerät in den letzten Jahren. Und das lag nicht am Netz von AT&T, denn ein Blackberry Curve ließ zur gleichen Zeit und am gleichen Ort glasklar vernehmbare Gespräche zu. In einer Gegend mit schwachen Funksignalen konnte das iPhone nur zwei von drei Verbindungen herstellen, während es mit dem Curve immer klappte.

Als weiterer Kritikpunkt erwies sich die virtuelle Tastatur mit schwer zu treffenden, da zu kleinen Tasten. Eine größere Tastatur gibt es im horizontalen Modus – jedoch nur im Browser und nicht bei anderen Anwendungen. Die Autokorrektur erwies sich als hilfreich, aber zugleich als nicht lernfähig. Sie brachte nichts bei Eigennamen, URLs, E-Mail-Adressen und allem, was nicht schon im Wörterbuch steht.

Die E-Mail-Funktionen erwiesen sich als zufriedenstellend, die PIM-Funktionen hingegen als zu begrenzt. Angehängte PDF-Dateien wurden ausgezeichnet dargestellt, nicht öffnen ließen sich hingegen Excel- und Powerpoint-Dateien, sehr große Dokumente, angehängte Musik- oder Videodateien. Während die Synchronisierung mit Mac / Windows grundsätzlich gut klappte, lassen sich Aufgaben, Notizen, To-Dos und dergleichen grundsätzlich nicht synchronisieren.

Viele der erwähnten Defizite wären theoretisch durch Programme unabhängiger Entwickler auszugleichen, wie bei jedem anderen Smartphone selbstverständlich. Nicht so bei Apple und dem kontrollsüchtigen Chef dieser Firma. Es darf keine Programme neben denen von Apple geben, abgesehen vielleicht von kleinen Spielereien für den Safari-Browser. Aus diesem Grund betrachten die Tester von PC Magazine das iPhone nicht als echtes Smartphone.

(bk)

PCmag.com

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