Michael Jackson reißt Webdienste mit in den Tod

…zeitweise zumindest. Der »globalisierte virtualisierte Nachruf« für die Pop-Legende hinterließ eine Spur der technischen Verwüstung und der kognitiven Einfalt. Zu den vom Jackson-Wahnsinn Betroffenen gehörten Twitter, Google und Wikipedia, neuerdings auch gutgläubige Spam-Empfänger.

Nicht nur die herkömmlichen Massenmedien sonnten sich im Glücksfall des medizinischen Unglücksfalls - auch die Websites überboten sich mit Bildergalerien und Lebensgeschichten, möglichen Todesursachen, Verschwörungstheorien und anderen Dingen, welche die PageImpressions und Klickraten hochjagten und damit mehr unglückselige Werbung für das Massenpublikum verbreiten konnten.

Twitter war erster - und erstes Internet-Opfer
Das erste Medium, in dem über Jacksons Tod berichtet wurde, war Twitter. Seit der Präsidentenwahl wurden die Rechner des Dienstes erstmals wieder mit so vielen Posts und Traffic überlastet, dass die Twitter-Server kurzzeitig vom Web genommen werden mussten. Dem Twitter Monitoring-Service Trendrr zufolge stieg am Freitag die Zahl der Posts zu Jackson auf bis zu 200.000 pro Stunde.

Google sah Jacksons Tod als Hacker-Angriff
Besser erging es auch Google nicht - viele Millionen Web-Nutzer wollten wissen, ob die Nachricht über den Tod des Pop-Titanen stimmt. Die Anzahl der Suchanfragen war so hoch, dass die Sicherheitsfunktionen des Datenkraken nach 30 Minuten eine gut koordinierte Attacke vermuteten. Dann wurde den Suchenden erst einmal eine Captcha-Schutzmaske vorgesetzt.

Wikipedia-Krieg um einen Toten
»Schlimmer wird’s nimmer«: Bei Wikipedia brach sogar ein Kleinkrieg aus. Während die einen meinten, sie müssten aktuell den Todesfall eintragen, wollten ihn die anderen wieder entfernen - es seien doch nur unbestätigte Gerüchte. Andere wiederum wollten gleich den gesamten Jackson-Eintrag in die Vergangenheitsform »übersetzen«, die Wikipedia-Autoren der Gegenseite setzten es wieder zurück, denn »Jackson ist nicht tot!«, begründeten sie. Zu guter letzt sperrte Wikipedia den Eintrag für die Bearbeitung und teilte mit: »Dieser Artikel ist über eine Person, die kürzlich verstarb. Einige Informationen, die sich auf Todesursachen und das entsprechende Umfeld beziehen, könnten sich sehr schnell ändern, bis mehr Fakten bekannt sind«.

Kein Erbarmen bei den Cybergangstern
Hacker nutzten den Wissensdrang der vielen Fans und Feinde sofort aus, um nach Adressen und Daten zu fischen, bekundet Sicherheitsanbieter Sophos und zeigt ein Beispiel, in dem ein angeblicher Vertrauter des Popstars geheime Dinge ausplaudern würde, wenn man ihm den nur mit Rücksende-Adresse antworte.

Schlechter Geschmack macht sich breit im Web: Farah Fawcett (aus der ersten Staffel der Fernsehserie “Drei Engel für Charlie”) habe sich wohl den falschen Tag zum Sterben ausgesucht, denn Google verzeichne hier nur 5 Prozent der Suchanfragen. Und gestern schließlich war in Britney Spears Twitter-Account zu lesen, sie sei auch tot. In Wirklichkeit wurde nur ihr Twitter-Account missbraucht, um diese vermeintliche Neuigkeit zu verbreiten. Später twitterten ihre Dienstleister, sie erfreue sich doch bester Gesundheit. µ

L’Inqs:
Trendrr zu Twitter und »Jacko«
PC Advisor über den Jackson-Wikipedia-Krieg
Jackson-Spam, die erste
Schade? Britney ist nicht tot

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