Informiert sich die Jugend bei Politik nur noch online?

Fernsehen und Zeitungen spielen keine Rolle mehr, »Old Media« hat ausgedient. Die unter 30Jährigen pfeifen auf Print und Fernsehen - sagt jedenfalls Google. Der Suchkrösus hat vielleicht Recht damit, doch er bewirbt sich in der Meldung zu seiner Studie relativ ungeschickt als Werbeplattform für den Bundestagswahlkampf.

»Das WWW ist die meistgenutzte Quelle für politische Information bei Deutschen unter 30 Jahren«, hat eine Google-Studie über das politische Mediennutzungsverhalten der Deutschen ergeben.

Unter Jungwählern und politisch interessierten Jugendlichen habe das Web die klassischen Medien längst hinter sich gelassen, denn mehr als 60 Prozent würden sich nach der Umfrage »häufig« bis »sehr häufig« per Internet über das politische Geschehen informieren. Weniger als die Hälfte greife dafür regelmäßig zu einer Zeitung, und das Fernsehen werde überwiegend für andere Inhalte genutzt. Aha.

Die Befragung der UMC (University of Management and Communication) aus Potsdam im Auftrag von Google Deutschland ergibt zudem, dass die Generation »60+« sich noch deutlich häufiger per Fernsehen und Zeitung informiere und 36 Prozent der unter 30-Jährigen das Internet sogar als ihre wichtigste politische Informationsquelle bezeichneten.

Die Quellen im Internet sehen junge Menschen als genauso vertrauenswürdig an wie etablierte Print-Formate. Klar, dass die Opas und Omas über 60 den klassischen Medien 10 Prozentpunkte mehr Vertrauen schenken als diesem neuen Zeug, das sie eh nicht verstehen - Respekt aber vor den »Silver Surfern«, denjenigen Älteren, die auf der Höhe der Zeit bleiben.

Allerdings ist jede in Auftrag gegebene Umfrage fragwürdig, denn sie ergibt immer das, was der Auftraggeber will. Und der hat hier natürlich die Ergebnisse zu politischer Onlinewerbung als sehr positiv herausgestellt, weil er Geld damit verdienen will: »Um schnell zu den gesuchten Informationen zu gelangen, würde fast jeder zweite Internetnutzer (45 Prozent) Textanzeigen folgen, mit denen die politischen Akteure auf ihre Themen und Inhalte aufmerksam machen. Die unter 30-Jährigen messen solchen Anzeigen, die sich im Kontext politischer Seiteninhalte und konkreter Suchbegriffe schalten lassen, sogar eine wesentliche Bedeutung im laufenden Bundestagswahlkampf bei« - Nun gut, das ist Googles Weg, zu sagen »Ey, Frau Merkel, buchen Sie mal bei uns!«.

Dass man die konservativen Fernsehwerber der Parteien auch als Kunden für sich gewinnen will, ist klar: Zitate wie »Jeder dritte Netzbürger besucht Videoplattformen im Internet« und »vor allem YouTube wird als Plattform für politische Inhalte wahrgenommen« zeigen, wohin der Google-Zug fahren will.

Und so sind uns die weiteren Ergebnisse gar nicht mehr so wichtig. Parteien und Fernsehsendungen »googeln« und »youtuben« ohnehin schon. Mündige Bürger sehen sich ruhig alles an - und entscheiden dann selbst. µ

L’Inqs:
Google als Wahlplattform
UMC Potsdam

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