Bericht: HP bastelt ein Betriebssystem

So groß soll der Frust über die Bloatware Vista beim weltweit führenden PC-Hersteller inzwischen sein. Business Week hat es von mehreren firmennahen Quellen gehört. HP dementiert nicht, hängt die Pläne aber tiefer.

Zunächst hatte HP ein Team von Entwicklern zusammengetrommelt, um die customer experience zu verbessern. Sie sollten den Kunden behilflich sein, missliebige Features von Windows Vista zu meiden. CTO Phil McKinney: “Unsere Kunden erwarten eine wahnsinnig einfache Technik. Sie wollen nicht mit der Technik kämpfen müssen, um eine Aufgabe zu erledigen.”

Eine weitere Gruppe arbeitet inzwischen offenbar daran, Windows durch ein Linux-basiertes OS zu ersetzen, das ganz auf benutzerfreundlich getrimmt ist. Die HP-Oberen bestreiten nicht, dass es sie gibt. McKinney eiert in FAQ-Manier herum. “Investiert HP in ein großes Team für Forschung und Entwicklung, damit sie loslegen und ein Betriebssystem schaffen? Das ergibt keinen Sinn. Für uns geht es um Innovationen auf der Grundlage von Vista.”

Wie ernsthaft HP das immer angeht, motiviert ist die Firma offensichtlich durch die Zugewinne Apples im PC-Markt. Insbesondere geht unter den Herstellern die Angst um, Apple könne ein Notebook zu einem Preis deutlich unter 1000 $ auf den Markt werfen. Genau auf diesen schnell wachsenden Markt sind HP und alle anderen angewiesen - und sie haben in Windows Vista den Klotz am Bein ausgemacht, der sie im Wettbewerb behindert.

Microsoft bleibt derzeit nur, mit Rentner Bill Gates und Komiker Jerry Seinfeld in einer 300 Millionen $ teuren Kampagne um Sympathie zu werben. Während OS X und Linux von vorne kommen, greift Google von der Seite mit Chrome plus Gears an, macht Cloud Computing vom Smartphone bis zum Desktop praktikabel, ganz unabhängig vom Betriebssystem.

Vielleicht sind die Aktivitäten HPs auch nur ein Warnschuss an Microsoft, es mit Windows 7 nicht wieder zu vergeigen. Mancher erinnert sich jedoch daran, dass die Gruppe der Windows-NT-Entwickler (aus NT wurde Windows 2000, XP und schließlich Vista) von DEC zu Microsoft kam. DEC (Digital Equipment Corporation) wiederum ging später in HP auf. Wäre es nicht eine feine Ironie der IT-Geschichte, entwickelte HP nun einen ernsthaften Gegenspieler zu Windows?

(bk)

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